Szene | Du bist nicht alleine

Szene ist, wo sich SMler treffen.

Natürlich kann man seine Neigungen auch im stillen Kämmerchen mit seinem Partner ausleben, allerdings verspüren die meisten früher oder später das Verlangen, Kontakt zu Gleichgesinnten aufzunehmen. Hierfür mag es unterschiedliche Motive geben. Die einen wollen nun endlich einen Spielpartner finden andere suchen die Gewissheit, mit ihren speziellen Neigungen nicht allein zu sein und wieder andere suchen den Spaß unter Gleichgesinnten. Egal welches der primäre Beweggrund sein mag, für viele ist der erste Schritt, zunächst sich selbst und dann anderen gegenüber die eigenen Neigungen einzugestehen, mit vielen Hemmungen behaftet.

Stammtische

Eine sehr gute Möglichkeit, Gleichgesinnte zu treffen, sind Stammtische. Es gibt sie inzwischen in allen größeren Städten. Entweder findet man sie durch Kleinanzeigen in lokalen Veranstaltungsblättern, oder man sucht im Internet. ( z.B. Joyclub )

Oftmals ist der erste Besuch eines Stammtisches von gewissen Ängsten überlagert. Entgegen eventueller Befürchtungen trifft man dort auf (fast) normale Leute in normaler Kleidung (diese ist oftmals ausdrücklich erwünscht!) in einer ganz normalen Kneipe.
``Dort hinzugehen bedeutet das totale Outing vor Gott und der Welt und meinem Chef?''
``Gott weiß sowieso schon Bescheid. Der Welt ist das alles ziemlich gleichgültig, und dein Chef bleibt weiter ahnungslos, es sei denn, er besucht das gleiche Treffen.''

Bei Neulingen spürt man oft die Erleichterung, wenn sie das erste Mal unter Gleichgesinnten sind und sie ihre lange aufgestauten Fantasien offen ansprechen oder sogar ausleben können. Sofern SMler Probleme haben, resultieren diese aus den Reaktionen der Umwelt auf ihr Anderssein, dem Mangel an Gesprächspartnern und den (realen oder vermuteten) Schwierigkeiten, einen passenden Partner zu finden.

Bei Stammtischen muss man zwischen 'Stammtischen' und 'Gesprächskreisen' unterscheiden. Während 'Stammtische' wie Kneipentreffen unter Freunden sind, bei denen man sich über alles mögliche (insbesondere nicht SM) unterhält und es am Neuhinzukommenden liegt, Kontakt zu knüpfen, unterhält sich bei 'Gesprächskreisen' die gesamte Gruppe über ein Thema. Dadurch erfährt man viel über die anderen und kann von ihren Erfahrungen profitieren.

Obwohl in den Selbstdarstellungen von Stammtischen typischerweise steht, dass sie keine Kontaktvermittlungen seien, kommt es immer mal wieder vor, dass Einzelne dort offenkundig mit dem Ziel auftauchen, die(den) schönste/beste(n) Frau(Mann) abzuschleppen. Diese Menschen merken im Allgemeinen aber recht schnell, dass sie mit dieser Tour nicht landen. Generell darf man bei derartigen Treffen nicht auf mehr Aufmerksamkeit hoffen, als bei allen anderen öffentlichen Anlässen auch. Und ein 'Nein' wird in dieser Runde mit Sicherheit ernster genommen.

Viele Stammtische bieten weitere Freizeitaktivitäten, z.B. Workshops, gemeinsame Besuche von Veranstaltungen, Essen usw. Vielfach finden sich neue Freundschaften und der/die eine oder andere soll auch schon den Partner fürs Leben getroffen haben.
Stammtische tragen Informationen aus der Szene weiter, z.B. wann die nächste Fete ist, und manchmal findet sich eine Gruppe, die gemeinsam zu einer solchen fährt. Dies bietet Neuen Sicherheit im unbekanntem Umfeld und verhindert, dass sie eventuell einsam in der Ecke stehen, da sie nicht sofort Kontakt finden.

Partys

Im folgenden soll es um semikommerzielle SM-Partys gehen. Darüber hinaus gibt es Fetischparties, auf denen die Leute schicker gekleidet sind und öffentlich spielen (z.B. Adrett & Anders )

Es gibt Parties, die regelmäßig (z.B. jeden 1. Sonnabend im Monat) stattfinden und andere, die selten und an besonderen Orten stattfinden. Von solchen Parties erfährt man auf Stammtischen - kombiniert mit persönlichen Empfehlungen - oder im Internet.

Die Atmosphäre auf solchen Parties unterscheidet sich geringfügig; es lohnt sich, verschiedene anzuschauen. Meist gibt es am Eingang eine Umkleidekabine, falls man seinen schicken Anblick den eigenen Nachbarn nicht gönnt. Dann gibt es typischerweise einen Barbereich mit Sitzgelegenheiten, in dem man sich vorwiegend unterhält, eher selten tanzt, und einen Spielbereich mit gedämpfter Musik und Licht, um eine ansprechende Atmosphäre zum Spielen zu schaffen. Hier finden sich auch diverse Spielgeräte, Gynstuhl, Fesselbank, Sling und viele Befestigungsmöglichkeiten. Es sollten Desinfektionsmittel und Papiertücher bereitstehen, um die Geräte vor und auf jeden Fall nach dem Spiel zu reinigen! Auch wenn auf solchen Feten reiner Geschlechtsverkehr eher selten zu beobachten ist, sollte es an der Theke Kondome geben.

Spielen kann man in abtrennbaren Darkrooms, die entgegen ihrem Namen nicht allzu dunkel sein sollten und zu denen andere Gäste keinen oder individuell regelbaren Zugang haben, oder auch ganz öffentlich vor Zuschauern. Hierbei ist es wichtig, dass die Anwesenden das Spiel nicht stören, sich nach Möglichkeit nicht unterhalten und ausreichend Abstand wahren, damit der Top mit der Flogger ausholen kann.

Wer unaufgefordert in geschlossene Separées guckt, unaufgefordert andere begrabbelt, die Finger nicht von fremdem Spielgerät lassen kann oder Spielende bedrängt, der wird sich bei solchen Veranstaltungen sehr plötzlich auf der Straße wiederfinden. Es gilt ein striktes Fotografierverbot und auch wenn hier alle ganz freizügig gekleidet rumlaufen, wird allzulanges Anstarren und Nachsabbern Unmut erwecken. Die Halsbänder fremder Subs sind tabu - du greifst einem wildfremden Menschen auf der Straße ja auch nicht zwischen die Beine. Mit einem freundlichen Umgangston machst du sicher nichts falsch. Und es gibt sicher bessere Gelegenheiten, um sich zu betrinken .

Sollte ein Spiel auf einer solchen Party mal aus dem Ruder laufen, so ist 'Mayday' ein allgemein akzeptiertes Safeword- Sollte der Top in diesem Fall nicht sofort abbrechen, wird sich einer der Umstehenden einmischen. Von diesem Fall abgesehen, sollte man es den Spielenden überlassen, was sie sich zutrauen und davon ausgehen, dass sie sich zuvor abgesprochen und über mögliche Risiken informiert haben. Dies gilt selbst dann, wenn man für sich persönlich eine dargebotene Praktik ablehnt oder gar als 'unsafe' einschätzt. Auch direkt nach dem Spiel sollte man den Beteiligten Zeit lassen, auf den Boden der Realität zurückzufinden, und sie nicht in irgendwelche Sicherheitsdebatten verwickeln. Hiervon unberührt ist natürlich die Verpflichtung zur Hilfeleistung, wenn erhebliche, gesundheitliche Schäden bei einem der Beteiligten abzusehen sind. (Der Bottom auf Grund von Atemnot im Gesicht blau anläuft...)

Solche Parties findet man überall in Deutschland - allerdings muss man schon mal bis zu 200 km fahren. Typische Eintrittspreise bewegen sich bei 30 Euro pro Person. Dafür sind meistens die Getränke frei und manchmal gibt es ein kleines Buffet. Vorsicht ist oftmals bei Partys geboten, die für einzelne Herren höhere Preise verlangen. Auch wenn dies dazu gedacht ist, einen Männerüberschuss in Grenzen zu halten, kann es sein, dass man sich als ein zum Spielen bereites Pärchen ein wenig wie im Zoo vorkommt... (Wer viel gezahlt hat, bringt natürlich eine gewisse Erwartungshaltung mit und will was erleben.)

Eine leidige Diskussion im Zusammenhang mit solchen Partys ist der Dresscode. Bei vielen Partys verlangt der Veranstalter erotische Kleidung aus Lack, Leder, Latex, schicke Abendgaderobe oder einfach nacktes Erscheinen. Manchmal reicht auch einfach schwarze Kleidung. Dies soll für eine ansprechende Atmosphäre sorgen und manchmal wird angeführt, dies halte Spanner fern. Meine Erfahrung ist, dass es im Wesentlichen auf interessante Kleidung und weniger auf das Material ankommt. Leuten, die zum ersten Mal auf eine solche Fete gehen, rate ich immer zu gucken, was sie an schwarzen Sachen im Kleiderschrank haben, in denen sie sich wohl fühlen. Damit fällt man erstmal nicht dumm auf - auch wenn man sich vielleicht underdressed fühlt - und kann sich dann, wenn es einem gefallen hat und man häufiger solche Partys besuchen möchte, adäquat einkleiden.

Gegner dieses Dresscodes führen an, dass sie SMler und keine Fetischisten seien, sich nicht in Unkosten stürzen wollten und sich in derartiger Kleidung auch gar nicht wohlfühlten. Hierzu möchte ich feststellen, dass es in unserer Gesellschaft viele Anlässe gibt, zu denen man sich passend kleidet. Ferner hat der Veranstalter der Party natürlich das Hausrecht; wenn er eine Party mit entsprechend gekleideten Leuten machen will, wird er nur solche reinlassen. Wem dies nicht passt, dem steht es frei, von dieser Veranstaltung fernzubleiben und gegebenenfalls eine eigene Fete mit eigenen Regeln zu organisieren.

© 2002,Quelle BDSM-HowTo.de